Nachtzug von Xian nach Chengdu
Heute war es soweit, heute stand unsere erste Nachtzugfahrt an und es graulte uns bei dem Gedanken 18 Stunden mit Chinesen in einem Abteil zu sein.
Unser Zimmer in Xian
Stromversorgung im Zimmer
Gemeinschaftsküche
Der Kühlschrank ging von alleine
Paragode der Wildgans
Man beachte den Polizisten mitten auf der Straße
Unser "Apartment"
Aufgrund des chinesischen Abfertigungsprozedere bei einer Bahnfahrt mussten wir fast drei Stunden warten. Sicherlich wird sich der eine oder andere Fragen, was sind schon drei Stunden warten, da stimmen wir zu, jedoch kommt es auf die Rahmenbedingungen an:
Wenn man es geschafft hatte einen Platz zu ergattern, konnte man den Treiben der Menschen gut zusehen. Jedoch hätten wir dies gern hinter einer geruchs- und geräuschisolierenten Scheibe getan. Wenn eine Reihe Chinesen mit ca. 800 bis 1300 Personen in den Zug geschleust wurden, kam eine Putzfrau die altes süffiges Wasser auf den Steinboden schüttete, gefolgt von einer Frau die Sägespäne verstreute und einen Mann der das ganze Gemisch aus Wasser, Sägespäne, Essensreste, Verpackungen und Dreck zusammenkehrte.
Hier ist eins der wenigen Bilder die wir aus dem Warteraum haben:
Ein Mann kippt die volle Mülltonne zwischen den Reisenden einfach um und schaufelt den stickenden Inhalt in seinen Wagen.
Kurz darauf
kamen neue Menschenmassen die sich vor ihrem Gate anstellten als wenn nichts
gewesen wäre. Sie brachten teilweise den ganzen Hausrat mit und positionieren
sich in erster Reihe und verteidigten diesen auch bis zuletzt. In Hinblick auf
unsere Zugfahrt verwunderte es uns sehr, dass viele Reisende Eimer mit Deckel
fest verklebt mitbrachten. Wollte sie diesen als Scheißeimer benutzen oder
hatten sie hier ihre Grillutensilien verstaut. Mit verstreichen unserer Wartezeit
nahm auch die Sauberkeit ab, wenn diese jemals überhaupt in diesen
Räumlichkeiten existiert hat. Viele wartende Menschen verhielten sich wie Tiere
und uns wurde Himmel und Angst als wir an unsere bevorstehende Zugfahrt
dachten. Wir waren kurz davor den Bahnhof zu verlassen und mit einem Direktflug
nach Vietnam weiter zu reisen. Nachdem Ralf von seinen Toiletten- Erfahrung
berichtete, fehlte nicht mehr allzu viel zu diesem Entschluss:
Die Toiletten bestanden aus einen gefliesten Raum, jede 3. Fliese an der aufgehenden Wand hatte ein mittelalterliches laienhaftes Loch wo die Körperausscheidungen verschwinden sollten, soweit die Theorie. Da wir aber wissen, dass sich viele Chinesen nicht darum scheren wie es nach ihnen aussieht, kann ich es nur mit den Worten beschreiben – ein Kuhstall ist sauberer und kein Vergleich dazu. Egal ob für kleine oder große Geschäfte, eine Zwischenwand gab es nicht, der eine steht, der andere hockt und der nächste holte sich am 2 Meter entfernten Wasserhahn heißes Wasser für seine Instand-Nudeln.
Ralf beschloss die nächsten 20 Stunden nichts mehr zu essen, nichts mehr zu trinken und er würde all das Unterlassen, was irgendetwas beschleunigen könnte. Mittlerweile meditierte Ralf schon mit den Worten:
„ So etwas habe ich nicht verdient, nein das nicht, das habe ich nicht verdient.“
Um 21:45
erleuchtete beim Zug K165 endlich das Wort Check-Inn und es ging los. Die
Reisenden drückten sich nach vorne, ja keinen Zentimeter zu weit hinten stehen.
Wir verstanden dies nicht, denn jeder konnte doch mit Ruhe seinen Wagon suchen
und besaß zu dessen noch eine Platz- bzw. Bettreservierung. Wir ließen uns von
den Massen mitreisen und gelangten auf unseren Bahnsteig.
Da stand unser Zug
ca. 18 Wagons, die Schlafabteile mit je 75 Betten. Schnell fanden wir den Wagon
Nr. 4 und das Abteil 11 / 12 . Wir waren überrascht wie normal plötzlich alles
aussah, halbwegs normale Leute und bis zu diesem Zeitpunkte benahmen sie sich
auch alle.
Unser Schlafabteil
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